PERIPHERE SOUNDS 2023 – 8.12.2023 mit KINK GONG aka Laurent Jeanneau (F)

Der nomadische Musiker und DIY-Ethnograph Laurent Jeanneau gründete 1999 sein Aufnahmearchiv und Kompositionsprojekt Kink Gong. 1991 verließ er seine Heimat Frankreich, um allein von Kenia nach Nigeria zu reisen. Seitdem hat Jeanneau auf vielen Reisen nach Südostasien (Kambodscha, Laos, Vietnam, China und Thailand) die lokalen Musiktraditionen ethnischer Minderheiten dokumentiert, deren Kulturen von der Modernisierung bedroht sind.

Seit 1992 hat Jeanneau den Großteil seiner Forschungen in Zomia durchgeführt, einem Begriff, der sich auf das Terrain des Hochlandes bezieht, das sich von Südostasien bis nach Nordostindien erstreckt. Dieses Land war historisch außerhalb der Reichweite von Regierungsorganen und ist daher immer noch die Heimat einer großen Anzahl von Mikrokulturen von Minderheiten und etwa 100.000 marginalisierten Menschen. Es wurde als „internationales Appalachia“ bezeichnet. Jeanneau sammelt und stellt unbearbeitete Aufnahmen des vielfältigen musikalischen Erbes dieser Region in einem ständig wachsenden Ton- und Videoarchiv zusammen. Er zögert, die Musik zu dekontextualisieren und sie damit einer akademischen Untersuchung oder Kritik zu unterziehen; Ein Porträt in The Wire vom September 2015 zitiert Jeanneaus Erklärung, dass „die Aufnahmen gemacht werden, um gefühlt zu werden, nicht als primitive Musik analysiert, sondern als große Quelle von Emotionen anerkannt werden“. Auszüge seiner Erkenntnisse, die sich vor allem auf zeremonielle, spirituell orientierte Vokal- und Perkussionsmusik konzentrieren, sind auf dem Label Sublime Frequencies in Seattle sowie auf seinem eigenen Kink Gong-Imprint veröffentlicht.

Darüber hinaus nutzt Jeanneau die Aufnahmen als Ausgangspunkt für eigene elektroakustische Experimente, die durch weitere Field Recordings erweitert werden. In diesen Klangkompositionen, die meist auf dem Londoner Label Discrepant erschienen sind, verschmelzen die Traditionen und Avantgarden unterschiedlichster Orte zu reflektierten, zeitgenössischen Statements. So ist Laufe der Jahre ein Katalog mit 200 Veröffentlichungen entstanden.

Hier die Links zu einigen ausgewählten Alben und einem Klangtagebuch, das Laurent Jeanneau für Deutschlandfunk Kultur produziert hat.

Album Forbidden China

Album Zomia Vol. 1

Album Music is not a copy

Album Soundscape China / Destruction of Chinese Pop

Album Asian Variations for Saz, Cura & Tambur

Album Voices 

https://www.hoerspielundfeature.de/klangtagebuch-eines-asienkenners-wie-wars-in-china-100.html

Mit Original- , als auch von ihm veränderten Aufnahmen wird Kink Gong am 8.12. 2023 den Film „Chang – A Drama of the Wilderness“ aus dem Jahr 1927 vertonen. Dieser semidokumentarische Film von Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack (die Beiden drehten 1933 den legendären ersten King Kong Film „King Kong und die weiße Frau“) entstand in Thailand und erzählt folgende Geschichte:

„Im Dschungel von Siam lebt Kru mit seiner Familie, zu der seine Frau Chantui, sein Sohn Nah und seine Tochter Ladah gehören. Der Reisbauer besitzt zudem Vieh und einen Affen, der zum Haushalt gehört. Die Familie lebt vom Reisanbau. Die wilden Tiere des Dschungels setzen ihnen immer wieder zu. So wird die Ziege der Familie von einem Leoparden angegriffen und der Wasserbüffel, den die Familie beim Reisanbau als Hilfe bei der Ernte einsetzt, wird von einem Tiger gerissen. In Acht nehmen muss man sich auch vor Schlangen, die das Unterholz durchstreifen.

So kommt Kru nicht umhin, etwas zu unternehmen. Er organisiert mit anderen Bauern der Gegend eine kriegerische Gruppe, die die Angriffe der Raubtiere abwehren soll. Es gelingt den Männern einen riesigen Tiger zu töten. Allerdings zerstört eine Elefantenherde nicht nur Krus Reisplantage, sondern richtet auch großen Schaden im benachbarten Dorf an, das nahezu zerstört wird. Eine Jagd auf die Elefanten wird veranstaltet. Die Tiere werden eingepfercht und gezähmt. Kru kehrt zu seiner Plantage zurück, baut sein Haus wieder auf und hat keine andere Wahl, als sein gefährliches Leben weiterzuleben.“

Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Thailand. Die Darsteller waren einheimische Bauern. Die Elefanten waren im Besitz des damaligen Königs von Siam und wurden für die Dreharbeiten gemietet. Die Dschungeltiere wurden freilaufend gefilmt, was für die Filmcrew und die Dorfbewohner ein ständiger Gefahrenherd war.

Die Uraufführung des Films fand am 29. April 1927 in New York statt. In Deutschland erschien der Film erstmals 1927 im Verleih der Parufamet unter dem Titel „Chang, der König des Dschungels`und nach dem Krieg am 22. März 1993 im Rahmen einer Fernsehpremiere im dritten Programm des WDR.

Im Anschluß an den Film wird Laurent Jeanneau für ein Publikumsgespräch zur Verfügung stehen und weitere Aufnahmen, die er im Laufe der Jahre gesammelt und veröffentlicht hat, spielen. Das Gespräch findet auf Deutsch statt.

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